Situation und Ausblick
Friedhofsbahn - ein makaberer Name? Keinesfalls. Hier gab es keine schweren Unfälle, sondern der Zweck dieser Strecke bestand in der Verkehrsanbindung der um 1905 außerhalb der Stadt angelegten großen Friedhöfe.
1913 fuhr der erste Dampfzug von Wannsee über den Haltepunkt Dreilinden nach Stahnsdorf. Für viele "Fahrgäste" war es tatsächlich die letzte Fahrt: Die Leichen wurden vom Güterbahnhof Halensee, der eine "Leichenabfertigungshalle" besaß, mit der Bahn befördert. 1928 ging die Stromschiene in Betrieb und auf der eingleisigen Strecke pendelte alle 20 Minuten eine S-Bahn.
Nach 1952 durften West-Berliner die DDR nur mit Sondergenehmigung betreten. Somit blieben die Fahrgäste aus. Mit dem Mauerbau 1961 wurde der Verkehr eingestellt. Durch die Lage im Sperrgebiet sind heute noch etliche Spuren zu finden.
Pläne für eine mittelfristige Wiederaufnahme des Betriebes gibt es nicht. Langfristig ist eine Verbindung Wannsee - Stahnsdorf - Teltow Stadt denkbar. Davon sind auch schon Spuren zu finden.
Eine "Kleine Anfrage" im Abgeordnetenhaus von Berlin (Drucksache 15/10861) vom 28.8.2003 erbrachte folgende Aussage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Im Step-Verkehr sei der Friedhofsbahn-Abschnitt Abzweig Wannsee - Dreilinden nicht mehr enthalten, im FNP sei er als Bahnfläche gekennzeichnet. Nach Brandenburger Aussage sei der Abschnitt Dreilinden - Teltow Stadt im Verkehrsentwickungsplan nicht mehr als Trassenfreihaltung vorgesehen. Dennoch werde die Trasse im Rahmen der Bauleitplanung der Gemeinden "wenn möglich freigehalten". "Ein Verkehrsbedarf der Gesamtstrecke [sei] auf absehbare Zeit nicht nachweisbar", aber "eine Planungsoption Teltow Stadt - Stahnsdorf [würde] für denkbar gehalten."
Länge Wannsee - Stahnsdorf: ca. 4,2 km
Anschließende Abschnitte:
Das Überwerfungsbauwerk, ca. 1 km vom S-Bf Wannsee, ist in den 1990ern seines Überbaus beraubt worden, um die Oberleitung der Fernbahn (vorn) ziehen zu können.
(Foto: Florian Müller 2003)
Im Berliner Forst Düppel ist der Bahndamm mit Schotter deutlich zu erkennen. Wer genau hinsieht, findet auch noch einen alten Stahl-Mast (rechts) und andere Überreste.
(Foto: Florian Müller 2003)
Die Brücke des Königsweges mitten im Wald markiert die Stadtgrenze. Hier, im "Niemandsland" zwischen Demarkationslinie und Mauer, das von West-Berlin aus zu betreten war aber schon zur DDR gehörte, ist noch ein Stück Gleis liegen geblieben. Beeindruckend ist der kräftige Baumbewuchs auf der Brücke.
(Foto Florian Müller 2003)
Die anschließende Siedlung Dreilinden war nur mit speziellem Passierschein für Anwohner erreichbar. Hinter der Teerofendamm-Brücke (Foto) befanden sich die Brücke der Stammbahn und die Brücke der aufgegebenen Autobahn. Beide sind abgerissen.
(Foto: Florian Müller 2003)
S-Bahn Haltepunkt Dreilinden. Deutlich sind die Bahnsteigkante und die Treppe zu erkennen.
(Foto: Florian Müller 2003)
Der Treppenabgang zum Haltepunkt Dreilinden ist gut erhalten. Er war einmal in typischer Gewächshausarchitektur überdacht.
(Foto: Florian Müller 2003)
Die Brücke Stolper Weg südlich des Haltepnkt Dreilinden.
(Foto Florian Müller 2003)
Die mächtige Stahlfachwerk-Brücke über den Teltowkanal.
(Foto Florian Müller 2003)
Die Teltowkanalbrücke ist vor dem Betreten durch eingeschweißte Eisenstangen gesichert. Die Bohlenabdeckung ist sehr löcherig.
(Foto: Florian Müller 2003)
Die Autobahn zerschneidet seit 1969 die Bahntrasse. Ein Kreuzungsbauwerk gab es nie, weil die Autobahn erst nach Stilllegung der S-Bahn gebaut wurde. Der Verlauf ist durch die Teltowkanal-Brücke im Hintergrund gut markiert.
(Foto: Florian Müller 2003)
Die Brücke Teerofenweg ist für zwei Gleise ausgelegt.
(Foto Florian Müller 2003)
Bf Stahnsdorf, Bahnsteigkante.
(Foto: Florian Müller 2003)
Zwischen den Bäumen hinter dem Auto stand das Empfangsgebäude des Bf Stahnsdorf. Es wurde 1975 abgerissen.
(Foto: Florian Müller 2003)
Die Ruine des EG kurz vor dem Abriss 1975. Die Form der Bäume lässt sich mit dem vorhergehenden Foto vergleichen.
(Foto: Peter Bley 1975)
500 Meter hinter dem Bahnsteig erinnert noch der km-Stein 4,7 an die Friedhofsbahn. Hier ist heute eine Grünanlage eines Wohnhauses an der Potsdamer Straße.
(Foto: Florian Müller 2003)
Anschließende Abschnitte:
Literatur zur Friedhofsbahn
Ein kurzes Kapitel ist der Friedhofsbahn im Buch Die Stammbahn aus dem GVE-Verlag gewidmet.
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